Salbeitee in der Schwangerschaft

Salbei ist nicht nur eine seit Jahrtausenden geschätzte Gewürzpflanze. Mindestens ebenso lange schätzt man Salbei nämlich auch als wirksames Heilkraut. Eine sehr verbreitete Darreichungsform ist der allgemein als gut bekömmliche geltende Salbeitee. Schwangerschaft und Stillzeit gelten allerdings als Kontraindikationen, also Zeiten, in denen Salbei nicht angewandt werden sollte. Aber warum kann der als pflanzliches Arzneimittel anerkannte Salbeitee Schwangerschaft und Stillzeit negativ beeinflussen?

Wirkung von Salbei auf Frauen

Anerkannt ist Salbei wegen seiner nachgewiesenen Heilwirkungen bei Halsschmerzen und Entzündungen des Rachenraumes, bei Verdauungsbeschwerden und bei übermäßigem Schwitzen (1). Traditionell gilt der Salbei aber auch als „Frauenheilpflanze“. Wegen seiner – allerdings wissenschaftlich nur teilweise belegten – Wirkungen bestimmter Inhaltsstoffe schätzen ihn seit jeher junge wie ältere Frauen. Folgende Eigenschaften werden ihm in diesem Zusammenhang zugeschrieben:

  • östrogenartig (zyklusregulierend wegen seines Gehalts an Phytoöstrogenen)
  • schweißhemmend (belegt laut Kommission E/ESCOP)
  • fruchtbarkeitsfördernd (in der ersten Zyklushälfte)
  • zusammenziehend (geschätzt in der Wundheilung, aber auch wehenfördernd)
  • in hoher Dosierung abortiv (wegen des hohen Gehalts an Thujon)
  • milchmindernd (und damit hilfreich beim Abstillen)
  • beruhigend und entspannend

Haupteinsatzgebiet von Salbeitee sind die Wechseljahre der Frau, wo er wegen seiner guten Effekte gegen die gefürchteten Hitzewallungen geschätzt wird. Auch der entspannende und beruhigende Einfluss wird gerne gesehen: sowohl in psychischer Hinsicht als auch bei Magen-Darm-Problemen, etwa im Zusammenhang mit dem Prämenstruellen Syndrom (PMS). Doch welche Probleme können beim Genuss von Salbeitee in der Schwangerschaft entstehen?

Salbeitee in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft sind es in erster Linie zwei Eigenschaften von Salbei, die zur Vorsicht mahnen:

Zusammenziehende Wirkung von Salbeitee

Verantwortlich für die zusammenziehenden Eigenschaften von Salbei auf das Gewebe sollen insbesondere die in der Pflanze enthaltenen Tannine sein, z.B. die Rosmarinsäure. Was in der Wundheilung geschätzt wird, kann in der Schwangerschaft negative Folgen haben: Zieht sich der Uterus zusammen, können vorzeitig Wehen entstehen und das ungeborene Kind Schaden nehmen. Früh- und Fehlgeburten sind nicht auszuschließen.

Thujon: in hoher Dosierung giftig

Thujon zählt zu den ätherischen Ölen, die die große Wirksamkeit von Salbei überhaupt erst ausmachen. Speziell dieses Thujon gilt in hoher Dosierung aber als toxisch (giftig) und wird sogar als Nervengift angesehen. Auf das Ungeborene wirkt das Gift in besonderem Maße, so dass es bei empfindlichen Frauen auch in relativ geringer Dosierung abortiv wirken und einen Schwangerschaftsabbruch auslösen kann.
Der Genuss von Salbeitee während der Schwangerschaft sollte also generell gemieden werden. Medizinisch notwendige bzw. sinnvolle Ausnahmen müssen eingehend mit dem Arzt abgestimmt werden.

Salbeitee in der Stillzeit

Nach der Schwangerschaft ist es für die junge Mutter weiterhin sinnvoll, sich den Genuss von Salbeitee genau zu überlegen. Denn auch hier kann der Tee aus Sicht der Volksheilkunde noch unterschiedliche Wirkungen entfalten.

Erwünschte Wirkung

Kommt es während der Stillzeit zu einem Milchstau, so kann es hilfreich sein, wenn abwechselnd Pfefferminztee und Salbeitee getrunken wird. Mit Salbeitee können außerdem kühlende Umschläge gemacht werden, da dieser äußerlichen Anwendung nachgesagt wird, dass sie deutliche Linderung bringt.
Auch zum Abstillen wird Salbeitee nach der Schwangerschaft und Stillzeit traditionell eingesetzt. Reiner Salbeitee oder eine Mischung von Salbei, Melisse und Pfefferminze zu gleichen Teilen soll gut helfen. Eine neue Studie weist darauf hin, dass vor allem das primäre Abstillen gut mit Salbei unterstützt werden kann (2).

Unerwünschte Wirkung

Wird Salbeitee während der Schwangerschaft und vor allem in der Stillzeit getrunken, so kann gegebenenfalls unbeabsichtigt der Milchfluss gehemmt werden. Soll das Kind gestillt werden, ist dieser Effekt kontraproduktiv, denn das Kind könnte unterversorgt bleiben und auf Zufütterung angewiesen sein.

Fazit und Empfehlung

  • Die allgemeinen Empfehlungen lauten, Salbeitee in der Schwangerschaft nicht zu trinken. In jedem Fall sollte der Genuss mit dem Arzt abgestimmt und nur in sehr geringer Menge erfolgen. Grund hierfür ist der hohe Gehalt an toxisch wirkendem Thujon sowie die zusammenziehende Wirkung bestimmter Inhaltsstoffe von Salbei. Beides kann den regulären Verlauf einer Schwangerschaft negativ beeinflussen.
  • Traditionell wird Salbeitee nach der Schwangerschaft zum Abstillen verabreicht, da er den Milchfluss hemmt. Innerlich wie äußerlich (als Umschlag) soll Salbeitee auch bei Milchstau eine erleichternde Wirkung entfalten.

Quellen

  • (1) Einschätzung der Kommission E/ESCOP laut E-Monographie Salvia officinalis, veröffentlicht am 15.05.1985 im Bundesanzeiger, Heft Nr. 90 „Salviae folium (Salbeiblätter)“
  • (2) Komitee Forschung Naturmedizin e.V. (KFN): Phytoforschung – Salbei-Extrakt auch zum Abstillen geeignet?; (Gynecol Obstet (2012) 286 (Suppl 1): S 49 – S 279)

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